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© SG Einheit Spremberg e.V. I Anpaddeln 1922

Wer 100 Jahre alt wird, hat viel erlebt. Egal ob Mensch, Firma oder Verein. Und so geht es auch dem Kanusport in Spremberg, der mit dem „Verein für Kanusport „VKS“ am 27.10.1920 in einer Gaststätte am Marktplatz Sprembergs seine Geschichte begann. Am rechtsseitigen Spreeufer ist der Kanusport seit 1921 mit Errichtung des ersten Bootshauses beheimatet. Wurde erst im Wanderboot das Revier stromauf und stromab erschlossen, paddelte man schon 1922 bei der ersten Regatta vor dem Spremberger Bootshaus um die Wette. Als der DKV zum 10-jährigen Kanutag in Hamburg zu einer Sternfahrt aufrief, machten sich auch 10 Spremberger auf die 589,47 km lange Strecke. Die Spremberger gewannen die Sternfahrt und der Siegerpokal kann noch heute im Bootshaus bewundert werden.

© SG Einheit Spremberg e.V. I Der bei der Sternfahrt 1924 gewonnene Pokal

Im Jahr 1928 gründete sich am linken Spreeufer der „Verein für volkstümlichen Wassersport Spremberg“. Auch hier pflegte man den Wander- und Rennsport. 1931 nahmen zwei Kanuten vom VfvW an der Arbeiterolympiade in Wien teil. Politisch angeordnet musste sich der VfvW im Jahr 1933 auflösen. Einige Kanuten schlossen sich dem VKS an.

Das Revier der Spremberger Kanuten weitete sich erheblich aus. Der Spreewald, die Havel, Rhein, Elbe und Mosel oder auch von einer Wanderfahrt über Neiße und Oder bis zur Insel Rügen kann in den Analen nachgelesen werden. Die Rennsportler reisten nun zu Wettkämpfen durch das damalige Reich und brachten Siege aus vielen Orten wie Berlin, Dresden, Breslau oder Görlitz nach Hause.

Der 2.Weltkrieg war für die Kanuten ein schwerer Einschnitt. Viele Sportkameraden blieben auf den Schlachtfeldern, das Bootshaus war stark beschädigt. Dank der Nutzung als Entlausungsstation blieb die völlige Vernichtung, oftmals zugunsten der Brennholzbeschaffung, erspart.

1946 gingen die Ersten daran, das Leben im Bootshaus zu aktivieren, das Bootshaus zu reparieren und ab 1948 wieder erste Regatten zu besuchen. Als der Zwickauer Rudi Landgraf durch die ostdeutschen Länder zog und den Slalomsport verbreitete, fand er auch in Spremberg aufgeschlossene Mitstreiter. Damit wurde die 1949 gegründete zentrale Sportgemeinschaft „Einheit“ Spremberg zu einem besonderen Verein. Denn es gab und gibt nur wenige Vereine, in denen Kanu-Rennsport und Kanu-Slalom nebeneinander als Wettkampfsport betrieben wurden und werden. Und noch eine Besonderheit gibt es seitdem: der Name „Einheit“ blieb bis heute erhalten und ist in den Ergebnislisten wiederzufinden.

Erfolge wurden erkämpft, der Wandersport betrieben und auch das kulturelle Leben der Stadt Spremberg durch öffentliche Veranstaltungen wie Fasching und Sommerfeste bereichert. Große Wettkämpfe wurden durch die Spremberger Kanuten den Wassersportlern von nah und fern angeboten. Darunter DDR-Meisterschaften, Deutsche Meisterschaften, Seniorenmeisterschaften German Masters oder regelmäßige Wettkämpfe wie der internationale Herbstslalom, den es in diesem Jahr schon zum 70. Mal gibt oder der spannende Kanu-Biathlon, welcher 2019 zum 30. Mal durchgeführt wurde. Außerdem in Erinnerung ist die Lausitzer Frühjahresregatta (1974 – 2009), ausgetragen am Spremberger Stausee. An diesem befindet sich seit 1973 ein weiteres Domizil der Spremberger Kanuten, welches von den Rennsportlern als Trainingsrevier in den Sommermonaten genutzt wird. Nationale und auch internationale Gäste konnten und können immer wieder bei den Wettkämpfen auf der Spree und am Weißen Wehr begrüßt werden. Dementsprechend werden bis heute die Freundschaften zu regionalen und überregionalen sowie zu polnischen und tschechischen Vereinen gepflegt.

© SG Einheit Spremberg e.V. I Kanuslalom in Spremberg

Seit 1964 ist die SG Einheit Spremberg Abt. Kanu Nachwuchsleistungsstützpunkt im Kanu-Rennsport und zeitweilig auch im Kanu-Slalom. Dabei von 1994 bis 1990 als Trainingszentrum und ab 1992 bis dato als Landesleistungsstützpunkt. Eine kontinuierliche Nachwuchsarbeit war und ist das Fundament sowie Nährstoff des Vereins und stellt damit gleichermaßen einen großen Beitrag zum 100-jährigen Bestehen des Kanusports in Spremberg dar. So gaben und geben zahlreiche Trainer und Übungsleiter ihr Wissen von Generation zu Generation weiter. Auch auf nationaler Ebene funktioniert der Wissenstransfer. Ehemalige Sportler gehören zum aktuellen Trainerstab der Slalom-Nationalmannschaft, arbeiten als Sportwissenschaftler oder Funktionär des DKV.

Zahlreiche Sportler des Vereins oder auch Diejenigen die ihre ersten Paddelschläge auf der heimische Spree machten, konnten sich mit Top-Platzierungen in die Ergebnislisten auf nationaler und internationaler Spitzenebene eintragen. Unvergessen und in besonderer Erinnerung der Spremberger Kanuten sind der Sieg bei den Olympischen Spielen 2012 in London durch Kurt Kuschela im C2 über 1000m, der 6. Platz ihrer Sportler Felix Michel und Sebastian Piersig im C2 bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking, ein 6. Platz des Sportfreundes Joachim Wenzke bei den Olympische Spielen 1968 in Mexico City im K4 über 1000 m und die Qualifikation ins Semifinale bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 durch Stefan Kiraj im C1 über 200 m.

© SG Einheit Spremberg e.V. I Olympisches Gold für Spremberg

Seit den Olympische Spielen 2008 reiste und fieberte jeweils eine kleine Fangemeinde an die olympischen Wettkampfstätten mit. Gefeiert werden solche Ereignisse und Erfolge in einem schönen Bootshaus, welches 2003 – 2004 komplett erneuert wurde. Ja, es gibt viel zu erzählen im Spremberger Bootshaus. Von vielen engagierten Sportfreunden, die nun schon 100 Jahre das Boot auf Kurs halten, von einer Mitgliederzahl die aus ehemals 20 auf 275 angewachsen ist, vom Kleinkindersport bis zur reifen Damengruppe bis 80+, die sich immer noch wöchentlich im Bootshaus gesund und fit hält. Von präzise abgewickelten Wettkämpfen, von Paddeltouren bei Schnee und Eis bis hin zu richtungsweisenden hart abzuwägenden Entscheidungen in der Vereinshistorie.

© SG Einheit Spremberg e.V. I Bootshaus

Vieles war und ist wohl richtig verlaufen blickt man auf 100 Jahre Vereinsgeschichte zurück! Und schaut man, wie bei Kanuten üblich, mit wasserbespritzen, entschlossenem Blick nach vorn, so ist man sich einig: Auch die die nächsten 100 Jahre gehen wir in Gemeinschaft als „Einheit“ an!

Sport frei!

Wer mehr zum Kanu-Sport in Spremberg und seiner Geschichte wissen will, wird unter www.kanu-spremberg.de fündig.

 

Spremberg, 28.08.2020 I  Armin Kießlich