KANU-WANDERSPORT: Nachlese zur 13. Internationalen Sommer-Oder-Fahrt 2020 „Hilmar Schmidt“

KANU-RENNSPORT: Brandenburger Kanunachwuchs gewinnt Ländervergleich
29. September 2020
KANU-RENNSPORT: Landesverband testet D- (Landes)-Kader im Sportpark Luftschiffhafen
8. Oktober 2020

© Peter Podraza I Sonnenaufgang an der Oder.

Ein Fluß der verbindet – im Herzen Europas mit 45 Teilnehmern aus Frankreich, den Niederlanden, Polen und Deutschland. Corona bedingt musste der ursprüngliche Starttermin im Juni 2020 abgesagt werden. In der Hoffnung auf Besserung planten wir die Fahrt in verkürzter Form von Wroclaw bis Schwedt vom 13.08. – 29.08.2020 neu. Neben den 13 Etappen und rund 460 km mit Gepäck, waren Kultur aber auch Land und Leute ein wichtiger Bestandteil unserer Fahrt.

Wer bereits bei den zwei vorherigen Oderfahrten unter der Leitung von Andrzej Piasecki und Peter Stolle dabei war, wusste diese Fahrten sind anders! Klare Ansagen zum Wecken, dem Einsetzen der Boote und der Hilfestellung für ältere Teilnehmer, stets verbunden mit dem Pfiff aus der Trillerpfeife. Bei „Missachtung“ dieser Regeln drohte der Einsatz des „roten Bohrers“, welcher höchstens durch den „Freikauf“ mit einer Flasche Wodka abgewendet werden konnte.

© Jörg Henker I Fahrtenleiter und Commander Peter Stolle mit seinen Sicherheitsutensilien „roter Bohrer“ und Trillerpfeife.

Der Pilot und der „letzte Mann“ waren wichtige Sicherheitsbestandteile dieser Fahrt. Neben zahlreichen spannenden Erlebnissen auf und an der Oder stand die Sicherheit, also die Unversehrtheit durch Unfälle oder Krankheit, stets im Vordergrund. Für viele Teilnehmer war dieser geregelte Ablauf anfangs ein Problem. Sie wollten schnell aufs Wasser, schnell am Etappenziel ankommen, um dort den besten Zeltstellplatz zu erhaschen und vom Ufer aus die Ankunft der übrigen Teilnehmer zu beobachten.

Aber es lief anders! Gleich am ersten Etappenziel kam es zu einem gravierenden Vorkommnis. Diskussionen, Erklärungen und fehlendes Schuldbewusstsein, machten den Einsatz des „roten Bohrers“ notwendig. Nach kurzer Überlegung, erfolgte dann aber doch der „Freikauf“. An Tag drei hatten sich auch die Heißsporne daran gewöhnt und konnten nun den Fluß und seine Umgebung genießen. Pausen machen, Badestopps und Wildtiere beobachten halfen dabei das Etappenziel fortan sichtlich entspannter zu erreichen.

Jeden Abend gegen 20:30 Uhr gab es die Tagesauswertung, wobei die Teilnahme für alle verpflichtend war. Wie einst in der Schule wurden die jeweiligen Etappenhöhepunkte (Startkilometer, Streckenlänge oder Sehenswürdigkeiten etc.) abgefragt und die Aussichten für den kommenden Tag besprochen. Dies ermunterte die Teilnehmer zur aktiven Auseinandersetzung mit der Fahrt und dem Rahmenprogramm. Dieses Abendritual mit dem Mix aus Trillerpfeife, gemeinsamer Auswertung und persönlichen Geschichten einzelner Kanuten führte zu einer inneren Öffnung, ohne Zwang. Kanuten wurden zu Künstlern, Musikanten und Geschichtenerzählern. Es entstand ein Gemeinschaftsgefühl, moderiert vom Commander.

Für mich als Verantwortlicher dieser Fahrt ist es ein tolles Gefühl zu sehen, alle „mitgenommen“ zu haben, was sich durch die vielen Dankesbekundungen äußerte. Paddeln als Gemeinschaft von Jung bis Alt zu erleben und das Entstehen eines „Wir-Gefühls“ in unserer heutigen Zeit wird dann wieder etwas ganz normales und doch bei jeder neuen Fahrt zu etwas ganz besonderem.


Potsdam, 30.09.2020 I ‚Commander ‚  Peter Stolle