Jan Vandrey, geboren am 11.Dezember 1991 in Schwedt/Oder, beendet mit 30 Jahren seine sportliche Karriere. Vandrey erlernte das Kanufahren bei Trainer Michael Tümmler beim Wassersport PCK Schwedt e.V., Abteilung Kanu-Rennsport, im Jahr 2005. Im Alter von 14 Jahren wechselte das Talent dann an die Eliteschule des Sports nach Potsdam zum KC Potsdam.
Bereits vier Jahre später, 2009, konnte sich Vandrey für die Junioren Weltmeisterschaften qualifizieren und im Zweier-Canadier (C2) über die 500m und 1000m einen 4. sowie 5. Platz belegen. Für viele Sportler:innen sind die Junioren-Weltmeisterschaften die erste Chance, internationale Luft zu schnuppern und sich mit anderen großen Paddelnationen messen. Auch für Vandrey waren die ersten Junioren-Weltmeisterschaften Anreiz für mehr. In den folgenden Jahren nahm er an zahlreichen U23-Welt- und Europameisterschaften teil. In den Jahren 2012 und 2013 gewann er jeweils Silber im Canadier-Einer.
Und dann geht manchmal alles ganz schnell. 2016 konnte sich der Deutsche Kanu-Verband (DKV) bei den verschiedenen Qualifikationen für die Olympischen Spiele in Rio keinen Quotenplatz für den Kanu-Doppelzweier sichern. Das wiederum bedeutete, dass Sebastian Brendel zunächst der einzige deutsche Sportler in der Canadier-Disziplin in Rio sein sollte. Doch es kam alles anders. Im Juli 2016 sperrte der Internationale Kanuverband (ICF) zwei weißrussische Athleten wegen positiver Dopingbefunde und dem DKV fielen damit zwei weitere Startplätze im Canadier-Bereich zu.
Bereits Anfang 2016 präsentierte sich der gebürtige Schwedter als Neuling im Weltcup sehr gut, weshalb auch der Routinier Sebastian Brendel auf ihn aufmerksam wurde. So kam es zur „Kanu-Ehe“ der beiden Potsdamer Kanuten Brendel und Vandrey. Plötzlich stand der 1,88 Meter große Athlet neben dem olympiaerfahrenen Brendel im Olympia-Scheinwerferlicht. „Die Aufmerksamkeit war riesig und ich habe es genossen“ sagt Vandrey. Der kurzfristig zusammengesetzte C2 mit Brendel und Vandrey schlug ein wie eine Bombe. Man könnte auch sagen „Sie kamen, sahen und siegten“. Brendel und Vandrey, welche nicht nur Trainingskollegen in Potsdam waren, sondern auch beide gebürtig aus Schwedt/Oder stammen, traten bei den Olympischen Spielen in Rio ohne viel gemeinsame Wettkampfpraxis an den Start und überraschten alle mit ihrem Olympiasieg. Obwohl sie im Vorfeld nicht unbedingt als Favoriten gehandelt wurden, steigerten sie sich von Rennen zu Rennen, bis sie schließlich im Finale mit einem starken Schlussspurt die Brasilianer auf den zweiten Platz und die Ukrainer auf den dritten Platz 3 verwiesen.
Eine Leistung, für die Vandrey 2016 mit dem Silbernen Lorbeerblatt, der höchsten Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, ausgezeichnet wurde. 2017 gewann er dann bei der Europameisterschaft Silber im Vierer-Canadier (C4) über 1.000m Meter und wurde auch Weltmeister in dieser Bootsklasse. Diesen Erfolgstrend setze er 2019 fort und wurde Vizeweltmeister im C4 über 500m.
Nach seinem Olympiatriumph in
Rio 2016 nutze er seinen sportlichen Ruhm, um für den Kanusport zu werben. Bei öffentlichen Veranstaltungen oder als Gesicht der Kampagne „Allianz und KC Potsdam machen Schule“ war Vandrey die Hauptrolle. Mit dem Allianz-Paddelprojekt tourte er durch Schulen, leitete Schnuppertrainings und versuchte, Kinder und Jugendliche für den Kanusport zu begeistern. Auch während des ersten Lockdowns saß Vandrey nicht untätig auf der Couch, sondern führte mit Kindern digitale Sportstunden durch. „Das hat sehr viel Spaß gemacht und bei vielen Kids die Begeisterung für Bewegung geweckt oder verstärkt.” Nun, nach dem Ende der Leistungssportzeit, fehlt dem Oberbrandmeister die Zeit, das Allianz-Projekt selber fortzuführen.
Im Alter von 30 Jahren beendet Jan Vandrey nun seine sehr erfolgreiche Karriere. Wir blicken zurück auf viele spannende und emotionsreiche Rennen und Momente und auf einen Sportler mit Charakter, der sich im Laufe der Jahre durch viel Selbstreflexion persönlich weiterentwickelt hat. Der Landes-Kanu-Verband Brandenburg (LKV) und die gesamte Brandenburger Kanufamilie bedanken sich bei Jan Vandrey für die gemeinsame Zeit im Kanu-Leistungssport. Seine Erfolge und auch seine Arbeit mit den Kindern haben dazu beigetragen, den Kanusport in Brandenburg und darüber hinaus sichtbarer und zugänglicher zu machen. DANKE!
Der LKV wünscht Jan alles Gute für seine Zukunft. Und wir sind uns ziemlich sicher, dass wir ihn noch das eine oder andere Mal auf den Regattaplätzen oder auf den Gewässern dieses Landes sehen werden.
Potsdam, 18.01.2022 I Mandy Reppner