Kanu-Rennsport: Förderung des Spitzensports – eine Grundlage für den Erfolg

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© Bundespolizeisportschule Kienbaum | v.l.n.r. Sebastian Brendel, Innenminister Thomas De Maizière

Das in verschiedenartiger Zuständigkeit existierende Fördersystem für den Spitzensport sichert den jeweiligen dafür in Frage kommenden Athleten/-innen sowohl eine optimale sportliche Entwicklung als auch eine fundierte berufliche Orientierung. Auch die Brandenburger Leistungsträger im Kanu-Rennsport schätzen diese Art der Unterstützung in ihrer persönlichen Entwicklung. An dieser Stelle gewährt Sven Drese von der Bundespolizeisportschule Kienbaum einen Einblick in die Förderung durch die Bundespolizei.

Die Bundespolizeisportschule Kienbaum 

Die Bundespolizei ermöglicht Spitzensportlern im Rahmen einer echten Dualen Karriere, ihre sportlichen Fähigkeiten zu verbessern und gleichzeitig eine dauerhafte berufliche Perspektive aufzubauen. Die typischen Charakterzüge, die einen Spitzensportler auszeichnen – Leistungswille und -fähigkeit, Gemeinschaftsgefühl und Fairness – sind auch und gerade im Polizeidienst gefragt. Doch die Zugangsvoraussetzungen sind hoch: Nur die besten im nationalen Spitzenbereich vertretenen Athleten/-innen, kommen für eine Förderung in Betracht und auch nur dann, wenn sie sich mit dem Beruf des Polizeivollzugsbeamten identifizieren können und diesen später auch ausüben möchten.

Entwicklung des Fördersystems

Die Anfänge der Bundespolizeisportschule Kienbaum reichen ins Jahr 1999 zurück. Damals begann eine Handvoll sportbegeisterter Polizisten in Cottbus damit, eine Dienststelle „aus dem Boden zu stampfen“, die ausschließlich der Spitzensportförderung dienen sollte. Mit insgesamt 10 Leichtathleten, Radsportlern und Judoka startete das Vorhaben. Im Jahr 2007 kamen mit Kanu, Rudern und Schießen drei weitere Sportarten ins Programm. Seit letztem Jahr zählt auch das Gerätturnen zu den geförderten Sportarten.

Bereits 2004 zählte das Projekt 75 der begehrten Förderstellen, die schon kurze Zeit später ausgeschöpft waren. Seither werden jedes Jahr etwa 10 Athleten eingestellt – eben genau so viele, wie im gleichen Zeitraum aus der Spitzensportförderung ausscheiden. Zu den 12 Athleten/-innen aus dem Land Brandenburg und sieben Kanusportlern zählen vom Kanu-Club Potsdam der Polizeimeister Stefan Kiraj, Polizeimeisteranwärter Tibor Gecsö und natürlich Sebastian Brendel.

Sportliche Erfolge

Der Polizeihauptmeister bescherte der Bundespolizeisportschule Kienbaum 2012 in London ihr erstes olympisches Gold. Damals gewann jeder zweite der 25 Olympiateilnehmer der Bundespolizei Edelmetall. Aus Rio de Janeiro kehrten 2016 von den 24 Sportlerinnen und Sportlern der Bundespolizei gar 8 als Olympiasieger wieder heim. Medaillengarant Sebastian Brendel, der seit nunmehr knapp 10 Jahren der Bundespolizei angehört, schlug gleich doppelt zu.

Der Erfolg der Einrichtung basiert auf einem System, das auf die Bedürfnisse der Spitzenathleten maßgeschneidert ist. Ausbildung, Training und Wettkampf werden so aufeinander abgestimmt, dass in allen Bereichen Top-Leistungen erbracht werden können. DOSB-Präsident Alfons Hörmann betont: „Diese Art der Förderung mit ihrem dualen System ist ein wichtiger Eckpfeiler im deutschen Spitzensport“.

Die Ausbildung

Alljährlich zum Jahreswechsel startet die Bundespolizeisportschule Kienbaum einen Bewerbungsaufruf, woraufhin die Sportverbände ihre aussichtsreichsten Kandidaten für eine Aufnahme in das Förderprogramm vorschlagen. Anhand der sportlichen Prognose und der Ergebnisse eines Eignungsauswahlverfahrens (bestehend aus  einem schriftlichen Test, einem Sporttest, einer polizeiärztlichen Untersuchung und einem Vorstellungsgespräch) werden die Bewerber sportartenübergreifend in eine Rangfolge eingeordnet.

Die Teilnehmer, die sich in diesem Verfahren durchgesetzt haben, durchlaufen eine dreieinhalbjährige vollwertige Berufsausbildung für den mittleren Polizeivollzugsdienst. Die Ausbildung wird jeweils ab September in vier Blöcken mit jeweils vier (bzw. im letzten Jahr sechs) zusammenhängenden Monaten pro Jahr durchgeführt. So steht ausreichend Zeit für die Saisonvorbereitung und die Wettkampfsaison zur Verfügung.

Mit Stefan Ulm und Carolin Leonhard werden die Bundespolizei-Kanuten beim sportartenspezifischen Training, das parallel zur polizeifachlichen Ausbildung erfolgt, von zwei ehemaligen Top-Kanuten und bestens ausgebildeten Bundespolizeitrainern betreut. Sie arbeiten eng mit Heim-, Stützpunkt,- Landes- sowie Bundestrainern und einem eingespielten Team von Physiotherapeuten zusammen.

Die Athletinnen und Athleten erhalten darüber hinaus eine umfangreiche und individuelle Ausstattung mit Sportbekleidung. Auch stehen eigene Fahrzeuge der Bundespolizei für Trainings- und Lehrgangsmaßnahmen sowie Wettkämpfe zur Verfügung. Im Einzelfall werden sogar Kosten für Trainings- und Wettkampfmaßnahmen übernommen. Bundespolizei-Athleten haben im Krankheitsfall bei freier Arztwahl Anspruch auf Heilfürsorge (keine Abzüge vom Gehalt für Krankenversicherungen).

Eine Entscheidung mit Weitblick

Nach abgeschlossener Ausbildung werden die Sportler für die gesamte Dauer ihrer sportlichen Laufbahn vom Polizeidienst freigestellt. Vier Wochen pro Jahr absolvieren sie ein vierwöchiges kenntniserhaltendes Praktikum an einer Bundespolizeidienststelle.

Der Aufbau einer langfristigen Perspektive, die weit über die sportliche Karriere hinausgeht, wird auch in der folgenden Zahl deutlich: Zirka 90 Prozent der geförderten Sportlerinnen und Sportler setzen nach ihrer sportlichen Karriere nahtlos ihre berufliche Karriere bei der Bundespolizei fort. Dabei stehen ihnen sehr gute und vielfältige Aufstiegsmöglichkeiten im gesamten Aufgabenspektrum der Bundespolizei offen. Kanu-Olympiasieger Tomasz Wylenzek beispielsweise versieht seit 2013 seinen Dienst bei der Bundespolizeiinspektion Flughafen Düsseldorf.

Seit 2011 ist die Bundespolizeisportschule in Kienbaum zu Hause, dem Olympischen und Paralympischen Trainingszentrum für Deutschland. Die Anlage – etwa 35 Kilometer östlich von Berlin gelegen – bietet mit ihren modernen Trainings- und Schulungsstätten sowie Unterkünften ideale Bedingungen, um Berufsausbildung und Spitzensport an einem Ort miteinander zu verknüpfen. Auch der Deutsche Kanu-Verband nutzt das Trainingszentrum am Liebenberger See angesichts der hervorragenden Infrastruktur seit Jahren für zentrale Trainingsmaßnahmen und zur Vorbereitung auf internationale Saisonhöhepunkte.


Kienbaum, 12.03.2018 | Sven Drese